Technologie-Führungskräfte sind verstärkt auf der Such nach transformativen KI-Lösungen. Doch die Werkzeuge sind nur ein Teil des Ganzen. Um das volle Potenzial zu nutzen, müssen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden und ihre Unternehmen gezielt darauf ausrichten, diese neuen Technologien bestmöglich einzusetzen.
Dieses Thema stand im Mittelpunkt eines Webinars, das die Volaris Group im September 2025 veranstaltete. Die Veranstaltung bot Einblicke von zwei unserer Führungskräfte, die in ihrer täglichen Arbeit aktiv mit KI arbeiten:
- Jeff Chow, VP of Integration and Strategy bei der Volaris Group, leitet ein Team von Experten, das unser AI Center of Excellence bildet. Er unterstützt unsere Unternehmen dabei, die Herausforderungen nach der Akquisition gezielt anzugehen und KI strategisch in die Geschäftsprozesse zu integrieren.
- Glyn Trott, CEO der agentOS Proptech Group, führt einen der führenden Anbieter von Property-Management-Softwarelösungen im Vereinigten Königreich. Unter seiner Leitung verfolgt das Unternehmen das Ziel, sich konsequent zu einem „AI-first“ Unternehmen weiterzuentwickeln.
Das Webinar verpasst? Sehen Sie sich die Aufzeichnung an und entdecken Sie die wichtigsten Erkenntnisse unten.
1. Um den Mehrwert von KI zu nutzen, sollten Arbeitsabläufe neu gedacht werden
Ein verbreitetes Missverständnis über KI ist, dass sie eine Art Wundermittel für Unternehmen sei. Jeff Chow verwies auf zahlreiche KI-Produkte, die Produktivitätssteigerungen versprechen: „Derzeit gibt es sehr viel Hype auf dem Markt.“
Durch seine Arbeit mit vielen Unternehmen im Volaris-Ökosystem, die KI in ihre Geschäftsprozesse integrieren, hat er gelernt, dass es unrealistisch ist zu erwarten, dass der bloße Kauf einer Lösung sofort spürbare Wirkung und Mehrwert im Unternehmen erzeugt.
„Einige unserer Unternehmen befinden sich derzeit genau auf diesem Weg“, berichtet Jeff Chow. „Was wir dabei deutlich sehen, ist, dass es Zeit braucht, um die richtigen Grundlagen zu schaffen und die Arbeitsabläufe anzupassen, bevor man wirklich Tempo aufnehmen kann.“
Er plädiert dafür, dass Unternehmen Zeit, Ressourcen und Talente investieren, um mit neuen KI-Tools zu experimentieren und KI vollständig in die Arbeitsabläufe zu integrieren. So arbeitete er beispielsweise mit einem Unternehmen zusammengearbeitet, das seine laufende Entwicklung bewusst unterbrach – ein Sprint-Zyklus wurde gestoppt, um bestehende Arbeitsabläufe gründlich zu überdenken und Prozesse konsequent „AI-first“ auszurichten. Während dieser Pause nutzte das Team die Gelegenheit, das Potenzial der KI zu evaluieren – als strategischer Sparrinsgpartner bei der Planung und als aktiver Mitgestalter beim Codieren und Testen. Am Ende führte diese bewusste Unterbrechung dazu, dass das Team seine Produkt-Roadmap schneller abschliessen konnte früher als ursprünglich erwartet.
2. Einführung von KI und Lernentwicklung der Mitarbeitenden priorisieren
Als Unternehmensleiter, der den Wandel zu einem „AI-first“-Unternehmen vorantreibt, erkennt Glyn Trott, dass Mitarbeitende Bedenken hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsicherheit und der Veränderungen durch KI haben können. Viele fragen sich, wie sich ihre Rollen entwickeln werden oder welchen konkreten Nutzen KI tatsächlich bringt.
„Ich habe immer noch Leute im Unternehmen, die viele Bedenken haben, wie z.B.: ‚Wenn ich Bereiche identifiziere, die automatisiert werden können oder in denen KI helfen kann, könnte ich meinen Job verlieren'“, verrät er, und als Führungskraft hat er Verständnis für ihre Sorgen. Er plädiert dafür, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, und sich bewusst zu machen, dass die Lernreise jedes Einzelnen mit KI anders aussehen wird und manche Mitarbeiter mehr Unterstützung benötigen.
Bei agentOS wird jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter dazu ermutigt, pro Quartal eine festgelegte Zeit in das Lernen und Anwenden von KI zu investieren. Um die KI-Kompetenz im gesamten Unternehmen zu stärken, hat agentOS OKRs (Objectives and Key Results) und KPIs (Key Performance Indicators) eingeführt, anhand derer der individuelle Fortschritt messbar gemacht wird.
Er ermutigt sein Team, anpassungsfähiger zu werden, indem sie ihre Karriere als „T-förmig“ betrachten: Das bedeutet, einerseits eine tiefe Spezialisierung in einem Fachgebiet zu entwickeln (der vertikale Balken des „T“) und andererseits breites Wissen und vielseitige Kompetenzen aufzubauen, die durch den Einsatz von KI erweitert werden können (der horizontale Balken des „T“).
Bei kritischen Aufgaben, die den Einsatz von KI erfordern, empfiehlt Jeff Chow, stets den Menschen in den Prozess einzubeziehen, um Sicherheit und Kontrolle zu gewährleisten. Diese bewährte Praxis stellt sicher, dass Mitarbeitende verstehen, wie unverzichtbar menschliche Expertise bleibt – und vermittelt zugleich Vertrauen in die Rolle, die KI im Arbeitsalltag spielt.
Trott betont abschließend, dass es zwar viele Anwendungsfälle für generative KI in sogenannten Builder-Aufgaben wie Programmierung oder Content-Erstellung gibt, aber auch „Non-Builder“-Mitarbeitende aktiv eingebunden werden können. So schätzt er besonders die Beiträge von Mitarbeitenden, die Ineffizienzen erkennen, die sich mit KI verbessern lassen. „Auch wenn diese Personen nicht selbst mit KI arbeiten, ist ihr Beitrag äußerst wertvoll – denn sie identifizieren genau jene Anwendungsfälle, die wir schnell umsetzen können,“ erklärt er.
Chow ergänzt, dass eine der größten Chancen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz darin besteht, Mitarbeitende von sich wiederholenden, wenig wertschöpfenden Aufgaben zu entlasten und ihnen so mehr Zeit für strategisch wichtige Tätigkeiten zu geben. „Es gibt Dinge, die KI unglaublich gut kann – aber auch solche, die sie nicht leisten kann. KI kann zum Beispiel keine Kunden besuchen,“ sagt er und verweist damit auf Arbeitsbereiche, in denen menschliche Expertise und Empathie unersetzlich sind.
Das Ziel beim Einsatz von KI ist, Routineprozesse zu automatisieren, damit Mitarbeitende sich auf das wirklich Wertvolle konzentrieren können, z.B. stärkere Kundenbeziehungen aufzubauen, Bedürfnisse besser zu verstehen und relevante Geschäftsprobleme zu lösen.
Um das Lernen der Mitarbeiter zu beschleunigen, betonte Chow, dass die Volaris-Community eine entscheidende Rolle dabei spielt, Unternehmen beim erfolgreichen Einsatz von KI zu unterstützen. Durch das Volaris-Netzwerk und verschiedene Lernveranstaltungen konnten unsere Führungskräfte voneinander lernen und Erfahrungen darüber austauschen, welche Ansätze in der KI-Implementierung funktionieren – und welche nicht. „Ich glaube nicht, dass man dieses Potenzial so leicht ausschöpfen kann, wenn man nicht ein Netzwerk von Kollegen hat, von denen man lernen kann.“
Sein Team im Volaris AI Center of Excellence unterstützt die Mitarbeitenden aktiv durch vier strukturierte Lernprogramme:
- KI Developer Trainingsprogramme – Schulungen zur Weiterqualifizierung von Entwicklungsteams in „AI-first“-Methoden
- Produktivitäts-Beschleuniger – Hackathons, bei denen Mitarbeitende experimentieren, schnell lernen, Anwendungsfälle entwickeln und interne KI-Botschafterteams aufbauen.
- Secondments – Zeitlich befristete Einsätze, die Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, praktische Erfahrung in KI-Projekten zu sammeln.
- Fachübergreifende Arbeitsgruppen – Regelmäßig stattfindende Treffen, bei denen Führungskräfte aus verschiedenen Unternehmen angewandte KI-Anwendungsfälle diskutieren und gemeinsam neue Ideen entwickeln.
3. KI definiert die Kundenbeziehung neu.
Während Kunden noch dabei sind, die Möglichkeiten von KI zu verstehen, eröffnet sich für Unternehmen die Chance, neue Wege der Kundenbindung zu gehen, erklärt Glyn Trott. Sein Team bei agentOS hat festgestellt, dass es Vertrauen aufbauen kann, insbesondere bei Kunden, die sich in Bezug auf ihre KI-Strategien noch unsicher fühlen.
„Jede Veränderung, die uns betrifft, betrifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unsere Kunden,“ sagt Trott.
Er berichtete, wie agentOS seine eigene Erfahrungsreise mit der Einführung von KI genutzt hat, um sich als Thought Leader für seine Kunden zu positionieren. Nachdem das Unternehmen seine KI-Strategie gemeinsam mit der Volaris Group entwickelt hatte, konnte es Kunden dabei unterstützen, den Prozess der Technologieeinführung besser zu verstehen – und dabei Strategien, Erkenntnisse und Best Practices im Umgang mit KI weitergeben.
Die Panelteilnehmenden sprachen außerdem darüber, wie KI die Erwartungen der Kunden verändert: Immer mehr Kunden wünschen sich, dass Produktentwicklung und neue Funktionen aktiv durch KI unterstützt werden.
„ Sie werden erwarten, dass wir Dinge schneller entwickeln können und in unseren Produkten ähnliche agentenbasierte Engines anbieten wie viele große Wettbewerber,“ sagte Chow.
Unternehmen haben ausserdem die Möglichkeit, ihre Kunden besser zu bedienen. Trott sprach darüber, dass sein Unternehmen KI-Agenten einsetzt, die Software an die individuellen Arbeitsabläufe der Nutzer:innen anpassen können – was das Produkt für die Kunden unverzichtbarer macht und so die Kundenbindung stärkt.
4. Führungskräfte sollten klare Ziele zur Erfolgsmessung ihrer KI-Experimente und Investitionen festlegen
Das Gespräch verlagerte sich darauf, wie Unternehmen intelligente Investitionen in KI tätigen können.
Unternehmen können ein praxisorientiertes Rahmenmodell nutzen, um zu erkennen, wo KI die beste Investitionsrendite bringt, erklärte Chow. Dabei nannte er zentrale Kriterien, die bei der Bewertung berücksichtigt werden sollten:
- Machbarkeit: Gibt es ein Problem, das sich eindeutig lösen lässt? Werden die Endnutzer die Veränderung annehmen?
- Wert: Wie häufig tritt das Problem auf?
- Messbarkeit: Gibt es Daten, um die Auswirkungen der Problemlösung zu messen?
- Vorgehensweise: Ist dies der geeignetste Ansatz, um das Problem zu lösen?
Beide Panelteilnehmenden sprachen über die Risiken, zu wenig mit KI zu experimentieren. Jeff Chow erklärte, warum Volaris Unternehmen dazu ermutigt, aktiv mit KI zu arbeiten – denn die Kosten des Nichtstuns sind zu hoch.
„Es gibt einen Schneeballeffekt, wenn man nicht experimentiert, um zu verstehen, was möglich ist,“ sagte er. Er warnte davor, dass Unternehmen, die zu lange warten, den Anschluss an frühe Technologieanwender verlieren und nur schwer wieder aufholen könnten.
Trott stimmte zu: „Jedes Mal, wenn man KI in das Unternehmen und in das Produkt integriert, profitiert man davon, ähnlich wie beim täglichen Zins auf eine Geldanlage,“ sagte er über die entstehenden Effizienzgewinne und die wachsende Kompetenz innerhalb der Teams. „Der Unterschied ist das, was ich den KI-Zinseszinseffekt nenne.“
Er fuhr fort: „Die eigentliche Herausforderung, wenn man KI nur zögerlich im eigenen Unternehmen einführt, besteht darin, dass man diesen Zinseszinseffekt verpasst … Man weiß wirklich nicht, was mit KI möglich ist, bis man anfängt, sie zu nutzen.“
Trott gab ein Beispiel dafür, wie agentOS seine Reise zur KI-Einführung begann: Die Teams im Unternehmen verbringen die erste Stunde jedes Arbeitstages damit, über mögliche KI-Anwendungen zu sprechen, bevor sie in ihre täglichen Aufgaben eintauchen. Diese Praxis begann ursprünglich im IT-Team und wurde inzwischen auf das Senior Management ausgeweitet.
Die Panelteilnehmenden sprachen auch darüber, wie sich unkluge Investitionen in KI vermeiden lassen. Besonders betonte Volaris, dass Experimente klare Ziele und zeitliche Grenzen haben sollten.
„Man kann zum Beispiel sagen, man testet KI einen Monat lang – und wenn sich Wirkung, Mehrwert und Machbarkeit zeigen, sollte man genau dort weiter investieren,“ erklärt Chow. „Wenn das nicht der Fall ist, muss man schnell aufhören und den Stecker ziehen – sonst verbrennt man nur Geld.“
Trott stimmte zu und ergänzte: „Experimentieren ist gut, aber man sollte ein wirklich klares Ziel vor Augen haben,“ und betonte, dass Fokussierung bei KI-Experimenten entscheidend ist, um sich nicht in Nebenthemen zu verlieren.
Mehrwert schaffen durch Zusammenarbeit mit KI
Gegen Ende des Webinars hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei ging es unter anderem um Datensicherheit, Sicherheit im Umgang mit KI, ROI und die Vermeidung von Halluzinationen – Themen, die auch bei mehreren internen Lernveranstaltungen der Volaris Group bereits diskutiert wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Erfolg mit KI mehr erfordert, als nur neue Tools einzuführen. Ein „AI-first“-Unternehmen zu werden, bedeutet vor allem, eine kulturelle Veränderung hin zu kontinuierlichem Lernen und Experimentieren anzustoßen.Es geht darum, Mitarbeitende gezielt weiterzubilden und eine Gemeinschaft zu fördern, in der Erfahrungen und Best Practices offen geteilt werden können. Darüber hinaus eröffnet KI neue Möglichkeiten der Kundeninteraktion – und verändert zugleich die Erwartungen an Produktveröffentlichungen. Schließlich erfordert der Einsatz von KI, dass Führungskräfte genau überlegen, wie sie Investitionen in neue Technologien und Prozesse messen und bewerten.
Sehen Sie sich die Aufzeichnung an, um das gesamte Webinar zu erleben.